Wort und Musik - Lesung aus dem Tagebuch der Anne Frank
Am vergangenen Freitag fand in unserer traditionsreichen Meditationshalle eine musikalische Lesung statt. Sie war Teil des Begleitprogramms der Anne Frank Ausstellung in der Stadthalle Merzig, welche von der Anne Frank Stiftung, der Aktion 3.Welt Saar und der christlichen Erwachsenen Bildung (CEB) Merzig veranstaltet wird. Die Neumühle ist ein Ort, der alle Menschen einlädt, gleich welcher Religion und ethnischer Herkunft, wichtig ist hier nur, dass die Menschen, die kommen andere ebenso wertschätzen. In dieser Gesinnung ist es uns ein Anliegen gewesen, einen Beitrag zur Ausstellung über Anne Frank zu leisten.
Jutta Hans, Mitarbeiterin im SR und in ihrer Freizeit Sängerin und Sprecherin las aus dem Tagebuch der Anne Frank. Sie wurde musikalisch begleitet von Klezmer-Improvisationen des Klarinettisten Helmut Eisel, der nicht nur im Saarland, sondern auch international als renommierter Klezmer-Musiker gilt. Als roten Faden wählte Frau Hans führ die Lesung die Tagebucheintragungen für Peter, der mit im Hinterhaus versteckt war und in den sie sehr verliebt war. Der Fokus auf diese Liebesgeschichte warf neue Gedanken auf, erschuf ein weiteres Bild zur Person Anne Frank. Es war sowohl erheiternd und amüsant, wie tiefsinnig. Der menschenverachtende Hintergrund der Naziunterdrückung und -verfolung lag dennoch wie ein schwerer Schatten auf allem, was aus dem Tagebuch gelesen wurde. Mit diesem Hintergrund berührte es natürlich um so mehr, wenn Anne Frank über das Glück schreibt. Dies zeugt, welch reife Persönlichkeit diese junge Frau war. Ein Vorbild für jeden Menschen, gleich welchen Alters. So schreibt sie:
"P.S. Gedanken: An Peter
Wir vermissen hier viel, sehr viel, und auch schon lange. Ich vermisse es auch, genau wie du. Du musst nicht denken, dass ich von äußerlichen Dingen spreche, damit sind wir hier hervorragend versorgt. Nein, ich meine die inneren Dinge. Ich sehne mich, genauso wie du, nach Freiheit und Luft, aber ich glaube, dass wir für diese Entbehrungen reichlich Entschädigung bekommen haben. Ich meine innere Entschädigung. Als ic hheute Morgen vor dem Fenster saß und Gott und die Natur genau und gut betrachtete, war ich glücklich, nichts anderes als glücklich. Und, Peter, solange es dieses innere Glück gibt, das Glück über Natur, Gesundheit und noch sehr viel mehr, solange man das in sich trägt, wird man immer wieder glücklich werden.Reichtum, Ansehen, alles kann man verlieren, aber das Glück im eigenen Herzen kann nur verschleiert werden und wird dich, solange du lebst, immer wieder glücklich machen."
Leider wurde die Veranstaltung trotz großer Werbung schlecht besucht. Vielleicht lag es am Termin, vielleicht an Übersättigung oder Gleichgültigkeit des Publikums. Dennoch wurden die Zuhörer, die gekommen waren reich an Eindrücken, Gedanken und Musik vom Feinsten beschenkt und waren tief bewegt. Helmut Eisel verstand es, die Worte von Anne Frank musikalisch zu beantworten, zu vertiefen, ihnen nach zu empfinden, nach zu hören und die nächsten Worte vorzubereiten. Während der Musik konnte man die Worte sacken lassen und sie so tiefer in sich aufnehmen. Alles in allem war es eine gelungene Veranstaltung.
Weiteres unter: http://www.annefrankblog.de/
Mittwoch, 10. Juni 2009
Aus dem Tagebuch der Anne Frank
Labels:
Anne Frank Ausstellung,
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Liebe Marie-Gabriele!
AntwortenLöschenSchade, dass ich bei der Veranstaltung nicht dabei sein konnte! Es war sicher eindrucksvoll. Schön, wie du darüber schreibst. Ich habe vor ein paar jahren den kompletten Tagebuchband gelesen, mit allen Einträgen, auch den ehemals (von Vater Frank) zensierten. Das war sehr ergreifend. Übrigens ist die Leidenschaftlichkeit, Einsicht und das Temperament von Anne Frank deinem sehr ähnlich.
Liebe Grüße von Petra